SWR: Wie funktioniert die Kapselendoskopie?

 

Dr. Aurora: Die Kapsel ist wie eine Vitaminkapsel, die gefüllt wird,  mit einer Miniatur Technik aus Optik, Lichtquelle und Sender. Nach dem Schlucken,  bewegt sich die Kapsel, auf natürliche Weise durch den gesamten Verdauungstrakt. Dabei werden etwa 50.000 Aufnahmen, an einem Empfänger gesendet.

 

Der Empfänger wird wie ein Diskman am Körper getragen. Außer Schwimmen gehen, kann man alles während der Untersuchung machen, auch trinken und essen. Abgehängt wird das Gerät nach ca. 6 Stunden. Die Kapsel selber-  wird auf natürlichen Weg aus dem Körper entfernt – sozusagen organisch!

 

Erst am Abend beginnt dann die Auswerte Arbeit. Mit einem intelligenten PC Programm als Helfer, schaue ich die Aufnahmen, wie ein Video Film komplett durch. So wie in dem Hollywood Film: Eine Reise durch den Körper mit einem Mini U Boot. Danach werden alle Bilder, zu einer DVD gebrannt, und der schriftliche Befund wird erstellt

 

 

SWR: Vor / Nachteile zur Endoskopie?

 

Dr. Aurora: Um Beschwerden des Bauchraumes zu klären, sind unsere wichtigsten Instrumente weiterhin das Gespräch, der Ultraschall und die normale und schonende Magen-Darm- Spiegelung.

 

Die Kapsel ist eine Weiterentwicklung für spezielle Fragen. Sie ist so programmiert, das wir den Dünndarm untersuchen können. Die Dünndarmerkrankungen sind der weiße Fleck auf unsere Landkarte der Untersuchungen.

 

Prinzipiell kann jedoch jeder Abschnitt des Magen-Darm-Bereichs mit der Kapsel gesehen werden. Das ist jetzt schon für die Speiseröhre möglich und bald auch für den Dickdarm.

 

 

SWR: Für wen kommt die Untersuchung in Frage?

 

Dr. Aurora: Im Moment wird viel auf diesem Gebiet geforscht. Letzte Woche  wurde bei der Bundes- Tagung unser Fachgesellschaft eine neue Leitlinie zur Verwendung der Kapsel endoskopie vorgestellt. Demnach soll die Kapsel dann zum Einsatz kommen, wenn Blutungshinweise vorliegen und Eisenmangel und Blutarmut nicht zu erklären sind, und dass, obwohl eine Magen und Darmspiegelung schon durchgeführt worden sind.

 

Hier gibt es eine hohe Dunkelziffer, und jeder, der Eisentabletten einnimmt, sollte fragen, wo denn das Eisen hin verschwindet!

 

Daher suchen wir dann mit der Kapsel nach Entzündungen, Tumore, Gefäßmißbildungen oder Aussackungen im Dünndarm, die bluten können. Der 2. Einsatzort der Kapsel sind daher auch unklare Durchfallserkrankungen und Bauchschmerzen, wo eine Dünndarm-erkrankung vermutet wird. Diese sind uns bisher oft entgangen.

 

Ob und wieweit  eine Dickdarmspiegelung durch die Kapsel vielleicht ersetzbar wird, werden wir nächstes Jahr untersuchen.

 

 

SWR: Wie kommt der Patient an die Untersuchung?

 

Dr. Aurora: Folgende Schritte müssen eingehalten werden: Zuerst sollte eine Magen- und Darm-spiegelung durchgeführt worden sein, weil hier die meisten Krankheiten schon gefunden werden. Dann erfolgt eine gemeinsame Besprechung, oft auch mit dem Hausarzt, ob die Kapsel im speziellen Fall weiterhilft.

 

Das größte Problem bleibt wie immer, in der modernen Medizin, das Finanzielle. Bisher übernehmen nur die Privatkassen die Kosten von etwa 1.000 €. Sinnvoll ist der Versuch - bei den gesetzlichen Krankenkassen - einen Zuschuss zu beantragen. Dabei hilft auch das Argument, dass eine nicht erkannte Krankheit viel mehr Kosten und Leiden verursacht und vielleicht teure Op's und unnötige Untersuchungen gespart werden.

 

Ich persönlich bin überzeugt von dieser Technik. Wie bei allen technischen Fortschritten, ist auch eine Portion Vorsicht angebracht: Nicht jedes unklare Beschwerdebild, werden wir erklären können. Wir haben aber ein neues und faszinierendes Instrument bekommen, um wirklich, im Dunkel des Dünndarms uns ein Licht aufgehen zu lassen.